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Thomas

Ende des Jahres 1988 wurde ich als das zweite von drei Kindern meiner Eltern geboren. Ich hatte das Vorrecht, in einer liebevollen Familie aufzuwachsen, die auch nicht an irgendwelchen Streitigkeiten zerbrach, wie das heute leider so häufig der Fall ist. Ich bekam während der ganzen Zeit viele gute Werte vermittelt, vor allem dadurch begünstigt, dass meine Eltern während meiner frühen Kindheit zum Glauben an den lebendigen Gott kamen. So durfte ich seit meinem siebten Lebensjahr dann auch regelmäßig eine Gemeinde besuchen und dort einige biblische Geschichten kennen lernen.

Aufgrund meines Wissensdurstes, der schon als Kind deutlich zu erkennen war, interessierte ich mich durchaus für das, was ich da hörte, glaubte an die Existenz des Gottes und betete auch zu ihm. Auch mein Gewissen arbeitete „gewissenhaft“ und bewog mich des Öfteren dazu, Gott wiederholt um Vergebung meiner Sünden zu bitten. Leider fehlte mir aber sowohl ein echtes Verständnis vom Evangelium als auch wirkliche Buße über meine Sünden. Vielmehr waren Gemeinde, Bibel und Beten für mich eher eine Nebensache für sonntags und abends – meine Interessen galten eher dem Fußball, Freunden, der Schule, und mehr oder weniger der Musik. Auch charakterlich kam mit zunehmendem Alter immer stärker zum Vorschein, dass mein ganzer Mensch von der Sünde durchdrungen ist, was sich vor allem in zahlreichen Lügen, frechem und stolzem Reden, Diebstahl gegenüber meinen Eltern und anderen Menschen, Neid und körperlicher Gewalt gegen meinen Bruder und einer durch und durch egoistischen Lebenseinstellung äußerte.

Ein Leben zwischen zwei Polen

Auch mit ungefähr zehn bis dreizehn Jahren bewegte sich mein Leben zwischen den zwei Polen der Gottesfurcht und der Gottlosigkeit.

Ich fuhr gerne mit meiner Familie auf christliche Familienfreizeiten und freute mich an dem bunten Programm, was dort geboten wurde, ebenso wie an dem, was es in der Bibel zu entdecken gab. In unserer Gemeinde in Wiesbaden ging ich gerne in den Teenkreis und auch zuhause las ich regelmäßig meinen Bibelleseplan.

Auf der anderen Seite boten sich mir als Heranwachsendem auch immer mehr Möglichkeiten meine innewohnende Sünde auszuleben: Vor allem mein rebellisches Verhalten gegenüber meinen Eltern, mein lügenhaftes und streitsüchtiges Reden, sowie mein egoistisches und böswilliges Gedankenleben gaben ein immer deutlicheres Zeugnis von der Macht, die die Sünde über mich hatte. Zudem sehnte ich mich des Öfteren nach einem Leben, wie es meine Klassenkameraden hatten – ohne all die Grenzen, die Eltern, Bibel und Gemeinde mir setzten schien es mir so ausgesprochen attraktiv.

Eines Abends, im Alter von zwölf Jahren, hatte ich im Zuge meiner Probleme mit dem abendlichen Einschlafen ein Gespräch mit meiner Mutter. Wir hatten schon vieles versucht, für dieses mich sehr quälende Problem eine Lösung zu finden – aber vergeblich. In jenem Gespräch erklärte mir meine Mutter, dass nur Jesus Christus mir wirklich helfen könnte, weil Er Herr über alles ist. An diesem Abend sprach ich ein Bekehrungsgebet.

Wenngleich ich seitdem tatsächlich immer besser einschlafen konnte, ist es aber der oben beschriebene Gegensatz in meinem Leben, der mich heute anzweifeln lässt, dass ich an diesem Abend tatsächlich wiedergeboren wurde: Die 180°-Wendung in meinem Leben blieb ebenso wie geistliche Frucht aus. Zudem meine ich auch, dass mir ein echtes Verständnis des Evangeliums fehlte: Ich hatte keine wirkliche Erkenntnis von der Tiefe meiner Verdorbenheit, von der Hässlichkeit meiner Sünde, von der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes und schließlich von der Bedeutung Seines Todes und Seiner Auferstehung.

Unverhoffte Einblicke in Theorie und Praxis

Mit vierzehn Jahren schließlich führte Gott mich in Seiner Gnade zur Teilnahme an einer zweiwöchigen Sommerferienbibelschule. Diese erwies sich in zweierlei Hinsicht als unsagbar wertvoll für mich: Erstens bekam ich dort viele, viele Stunden Unterricht über verschiedene Bücher und Themen der Bibel. Es faszinierte mich, wie interessant und relevant das Wort Gottes war – und das dort anscheinend vielmehr drin steckte, als ich bisher gehört und gedacht hatte. Zweitens erlebte ich zwei Wochen mit gläubigen Menschen – und dies war ein großer Kontrast zu meiner alltäglichen Lebenssituation, in der ich in Schule, Sportverein und sogar Gemeinde keine gleichaltrigen Menschen finden konnte, die Jesus Christus lieben und ihm nachfolgen möchten. Auch fehlten mir in meiner Heimat erwachsene Vorbilder und Leiter, die von einer tiefen Kenntnis des Wortes Gottes und einem dementsprechenden Leben gekennzeichnet waren. All das sah und erlebte ich auf diesen zwei für mich sehr prägenden Wochen im Sommer.

Auch hatte die Freizeit ihre Folgen:

Zum einen wuchs in mir der Hunger nach dem Wort Gottes und christlicher Lehre. Da mir diese in meiner Gemeinde weitgehend fehlte und in ich durch wahrscheinlich vor allem durch mein Verhalten gegenüber meiner Familie verhinderte, dass mir meine Eltern oder mein älterer Bruder von Nutzen sein könnten, um in der Erkenntnis Gottes zu wachsen, suchte ich mir andere Hilfe. Diese bestand in erster Linie in biblischer Literatur, aber auch in der ein oder anderen christlichen Freizeit oder Predigt. Auf der Suche nach mehr Wort Gottes in der Gemeinde, wechselte ich schließlich auch die Gemeinde.

Zum anderen liebäugelte ich nun weniger mit dem Leben meiner Klassenkameraden, sondern investierte in Freundschaften zu jungen Menschen in meinem Alter, die Christus nachfolgen wollten. Diese Beziehungen halfen mir, über einen geistlichen Lebenswandel nachzudenken und diesen zu erlernen. Auch bin ich überzeugt, dass die Gemeinschaft mit Christen mein Denken und Reden beeinflusste und mich ermutigte und anspornte, mit Gottes Hilfe in meinem Leben aufzuräumen.

Wie Gott wirkt

Als ich ein Jahr später wieder an einer solchen Ferienbibelschule teilnahm, plagten mich plötzlich Gedanken zur Heilsgewissheit und ich rang danach, zu wissen, ob ich errettet bin, oder was ich noch tun müsste. Doch als ich im Bewusstsein der heilbringenden Botschaft der Schrift auf die Knie ging und um Errettung betete, merkte ich, dass mein Leben schon längst dem Herrn Jesus Christus gehörte.

Ich weiß nicht, wann genau der Zeitpunkt war, an dem ich wiedergeboren wurde. Vielleicht bereits als jüngeres Kind, vielleicht an jenem Abend mit zwölf Jahren, vielleicht in diesem Jahr mit 14/15 Jahren, in dem so manche Veränderung in meinem Leben angestoßen wurde. Aber was ich rückblickend gewiss sagen darf, ist, dass der Herr mir Glauben und Buße geschenkt hat, die mir gemäß Gottes Wort Gewissheit meines Heils geben.

Und das ist es, was mich so unglaublich glücklich macht. Gott hatte in mein Leben eingegriffen und eine neue Schöpfung aus mir gemacht. Schnell verlor das Leben, was ich bei meinen Freunden und Bekannten einst so begehrte, all seinen Glanz – weil ich lernte, die Dinge mit Gottes Augen zu sehen. Die Wahrheit, die ich in der Bibel finden konnte und ihre lebenverändernde Macht ergriffen mich und immer mehr trieb mich der Wunsch, Gott durch mein Leben zu ehren, ein brauchbarer Sklave für den Herrn der Herren zu sein! Nach vielen, vielen Büchern, Predigten und mancher Freizeit durfte ich schließlich auch eine Gemeinde finden, in der ich Gottes Wort in einer nicht gekannten Tiefe und Dichte gelehrt bekomme. An diesem, meinem neuen Wohnort, beschenkt Gott mich auch mit vielen weiteren Segnungen: Es ist eine solche Ermutigung, Zeit mit Menschen zu verbringen, die das gleiche Ziel im Blick haben wie ich und diesem so hingegeben entgegen streben. Auch ist es ein Vorrecht, in der Gemeinde Gottes zu dienen und Teil des Leibes Christi zu sein – Ihm zum Lob!

Amazing Grace

Voll Staunen blicke ich auf Gottes wunderbar gnädiges Wirken in meinem Leben!

Warum darf ich morgen für morgen erwachen und mich an Gottes Schöpfung und meinem Leben freuen darf, wo doch meine erste Sünde genug wäre, um mich auf ewig in die Hölle zu bringen?

Was bin ich, dass Gott sich um mich kümmert, sich um mich sorgt, meine Rettung von der Hölle möchte und selbst Menschengestalt annimmt, um für mich zu sterben?

Wer bin ich, dass ich mir dem lebendigen Gott sprechen darf, wie mit einem Vater, Freund und Bruder?

Was kann ich leisten, dass der allmächtige Schöpfer mich in Seinen Dienst stellt, Seinen Namen zu verkündigen und in von Ihm zuvor bereiteten Werken zu wandeln?

Nichts hätte ich als Antwort darauf, als mit Paulus zu bezeugen:

„Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade mir gegenüber ist nicht vergeblich gewesen.“
– 1. Korinther 15,10a –

Soli Deo Gloria!
Amen.

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